Beurteilung der Akupunktur bei Hämophiler Arthropathie
Autor: Dr. med. H.-H. Brackmann, Hämophilie-Zentrum, Universität Bonn
Bei der Grunderkrankung der Hämophilie handelt es sich um eine schwere Gerinnungsstörung, die durch das genetisch determinierte Fehlen eines bestimmten Gerinnungsfaktors (Gerinnungsfakto VIII = Hämophilie A, Gerinnungsfaktor IX = Hämophilie B) gekennzeichnet ist.
Diesem Krankheitsbild entsprechend ist neben lebensbedrohlichen Blutungen insbesondere stets mit dem Auftreten unterschiedlich starker, meist in Gelenk und Muskulatur auftretender Blutungen zu rechnen, die bei nicht adäquater Behandlung zu Kontrakturen und Fehlstellungen der Gelenke führen können.
Zur Behandlung der Hämophilie stehen spezifische Gerinnungspräparate plasmatischer oder gentechnologischer Herkunft zur Verfügung, die im Rahmen der etablierten ärztlich kontrollierten Selbstbehandlung der Hämophilie von dem Patienten selbstständig, sowohl bei akuten Blutungen einerseits, als auch im Rahmen einer vorbeugenden Behandlung andererseits, angewendet und i.v. appliziert werden.
Die entscheidenden therapeutischen Entwicklungen in der Behandlung Hämophiler – wie insbesondere die Einführung der ärztlich kontrollierten Selbstbehandlung als auch die Prophylaxe – sind von dem Bonner Hämophilie-Zentrum als einem der größten Hämophilie-Zentren der Welt mit derzeit 958 ständig betreuten und behandelten Patienten entwickelt worden und zwischenzeitlich von der Bundesärztekammer im „Leitfaden zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten“ anerkannt.
Gerade die prophylaktische Anwendung der Gerinnungspräparate dient der Vermeidung von Blutungsfolgen wie Gelenkdeformitäten und schließlich Verkrüppelung.
Die Patienten, die aufgrund ihres Alters noch nicht in den Genuß dieser konsequenten prophylaktischen Behandlung gekommen sind, haben zum Teil schwerste arthropathische Gelenkveränderungen aller großen Gelenke davongetragen, die nicht nur mit schweren Behinderungen, sondern insbesondere auch mit zum Teil erheblichen Schmerzen einhergehen.
Gerade um die letztgenannten Betroffenen geht es dem Bonner Hämophilie-Zentrum ganz besonders. Entweder im Rahmen operativer oder – und das wird angestrebt – vor allem im Bereich konservativer Maßnahmen. In diesem Zusammenhang hat das Bonner Zentrum von der Akupunktur-Möglichkeit des TCM-Zentrums in Bramsche und seinem Leiter Herrn Dr. Gunia gehört und eine Studie bei der Ethik-Kommission der Bonner Universität eingereicht, die dazu dienen soll, gerade im Bereich der unteren Extremitäten, durch Akupunktur Schmerzlinderung zu erreichen.
In der Vorphase dieser Antragstellung zur entsprechenden Studie wurden bereits 3 Patienten wegen ihrer massiven Beschwerden zu Herrn Dr. Gunia zur Behandlung geschickt. Nach einigen Wochen entsprechender Behandlung waren nicht nur die Beschwerden deutlich rückläufig. Es zeichnete sich deutlich eine Reduzierung der im Rahmen der mit den Gelenkproblemen verbundenen Substitutionstherapie erforderlichen Dosierung ab.
Im Hinblick auf die weitgehend nebenwirkungsfreie Therapie durch Akupunktur erhoffen wir uns, auf diesem Wege einer Vielzahl von unseren Patienten eine deutliche Reduzierung ihrer Schmerzsymptomatik ermöglichen zu können und damit eine entsprechend drastische Reduzierung anderer Schmerzmedikamente, wie insbesondere Antitheumatika, zu erreichen. Wenn sich die bisherigen Erfahrungen bestätigen, dass hierdurch auch die sehr teuren Gerinnungspräparate in einem signifikaten Umfang eingespart werden können, dann wäre gerade diese Therapiemöglichkeit eine vielversprechende Methode, den diesbezüglich schwer betroffenen Patienten entscheidend helfen zu können.
Ergebnis
Die Hämophilie-Ambulanz der Universität Bonn unter der Leitung von Herrn Dr. med. H.-H. Brackmann, die Orthopädische Ambulanz unter der Leitung von Herrn Dr. med. Römer und die Allgemeinmedizinische Ambulanz unter der Leitung von Herrn Dr. med. Günter Gunia haben von Januar bis Juli 2002 eine Studie zur Untersuchung des Einflusses von Schädelakupunktur auf Beschwerden und Bewegungseinschränkungen von Gelenkerkrankungen bei Hämophiliepatienten untersucht.
Es wurden im Rahmen von 15 Behandlungen zwei 25 mm lange Akupunkturnadeln kreuzweise im Winkel von 90 Grad zum Meridian in den Punkt DU 18 (Qiangjian) am Hinterkopf eingestochen. Die Nadeln verblieben dort über mehrere Stunden, während der Patient in dieser Zeit mindestens 30 Minuten in Form von forcierten Spaziergängen die Gelenke der unteren Extremitäten bewegen sollte.
Nach Abschluß der Studie und Durchsicht der hämatologischen und orthopädischen Ergebnisse kamen wir zu dem Ergebnis, dass ca. 80% der untersuchten Patienten auf diese Methode angesprochen haben und einen Verbesserungsgrad ihrer Beschwerden und Beweglichkeit ihrer Gelenke von ca. 60% gewonnen haben.
Als Nebenbefund konnte bei den meisten Patienten eine deutliche verbesserte Lebensqualität und eine Reduktion der Faktor 8 Unterstützung beobachtet werden.
Akupunkturzentrum Prof. Dr. med.
Günter H. Gunia
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